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1 ANWENDUNG DES MODELLS

MIKE URBAN™ ist das am weitesten entwickelte, leistungsstärkste und umfassendste zur Verfügung stehende Paket zur Modellierung der Wasserverteilung. MIKE URBAN WD (Water Distribution - Wasserverteilung) kann ein komplettes Wasserverteilungssystem oder ausgewählte Teile unter stationären, zeitveränderlichen und Druckstoßströmungsbedingungen analysieren, bei Bedarf mit wasserqualitätsa-nalyse.

Sie können für den jeweils ausgewählten Rechenkern wie EPANET (von EPA/ USA entwickelter lizenzfreier EPANET-Rechenkern), Druckstoßrechenkern (entwickelt von DHI) und/oder WD-Werkzeuge (DHI, Gruppe von Werkzeugen wie Löschwasseranalyse, Rohrreibungskalibrierung, Pumpe mit Regelantrieb, erweiterte Steuerungen auf der Grundlage des modifizierten EPANET-Rechenkerns) geeignete Modelldaten eingeben. Sie können außerdem „Anlagen-WD“-Daten eingeben, die für ein Wasserversorgungs- und Verteilungssystem geeignet sind. Der lizenzfreie EPANET-Rechenkern kann vom Modellmanager aus betrieben werden, während Sie für den Betrieb der WD-Werkzeuge die Lizenz für das MIKE URBAN Wasserverteilungssystem mit WD-Werkzeugen benötigen. Für das Ausführen des Druckstoßmoduls wird die Lizenz für das WD-HD-Modul benötigt.

MIKE URBAN hat eine komplette grafische Modellausstattung und läuft unter Microsoft® Windows XP, Windows Vista und Windows 7 32bit und 64bit. Es werden sowohl britische als auch metrische (SI) Maßeinheiten einschließlich anwenderspezifischer Maßeinheitssysteme unterstützt.

MIKE URBAN erlaubt große Flexibilität beim Erstellen eines Wasserverteilungsmodells. Der Anwender kann ein Modell von Null beginnend mit Hilfe einer Vielzahl von Eingabemethoden einschließlich Importieren von Datendateien aus einer GIS-Datenbank oder einem bereits bestehenden Wasserverteilungsmodell, einer schematischen Zeichnung des Rohrnetzwerkes oder direkter Dateneingabe mit Hilfe des Programmeditors erstellen.

Ist eine Karte des Wasserverteilungssystems verfügbar, kann MIKE URBAN diese Karte importieren und sie als Hintergrundbild anzeigen, so dass der Anwender das Rohrnetzwerksystem interaktiv konstruieren und entwerfen kann. Netzwerkkomponenten können aus einer Komponentenwerkzeugleiste ausgewählt werden und grafisch auf dem Bildschirm an der genauen Position jeder Komponente platziert werden. Oft haben bestehende Wasserverteilungssysteme keine detaillierte Karte, die verwendet werden kann, um ein Netzwerkmodell grafisch aufzubauen. Für diese Fälle bietet MIKE URBAN die Möglichkeit, dass der Anwender ein Modell durch einfaches Definieren der Wasserverteilungskomponenten (d.h. Rohre, Knoten, Pumpen, Ventile, Behälter und Reservoire) in interaktiven, leicht zu bedienenden Dialogfeldern erstellen kann. Damit kann der Anwender ein Modell definieren, wenn eine genaue Karte für das Rohrnetzwerkmodell nicht verfügbar ist.

Nachdem das Rohrnetzwerk erstellt wurde, kann eine hydraulische Analyse für das Netzwerk durchgeführt werden. Aus den Analyseergebnissen können ausführliche Berichte erstellt und ausgedruckt werden. Wenn eine grafische Darstellung des Rohrnetzwerkes erzeugt wurde, können außerdem die berechneten Durchflussgeschwindigkeiten und Knotendrücke dargestellt und ausgedruckt werden.

Dieses Benutzerhandbuch hat folgende Kapitel:

1 Anwendung des Modells: Erläutert das fundamentale Verständnis der Basisfunktionen der Wasserverteilungsmodellierung mit MIKE URBAN.

2 Beschreibung der EPANET-Eingaben: Ausführliche Beschreibungen der von dieser Anwendung verwendeten Dateneingabefelder.

3 Wasserverteilungswerkzeuge: Ausführliche Beschreibung der zusätzlichen Modellierungswerkzeuge einschließlich Löschwasseranalyse, Rohrreibungskalibrierung und andere.

4 Druckstoß: Ausführliche Beschreibung des Druckstoßmoduls.

5 Programm-Methodologie: Stellt die bei der Programmerstellung angewandte Theorie und Methodologie dar.

6 Beispiele und Workshops: Stellt verschiedene Anleitungen/Übungen zur Verfügung.

1.1 Überblick

MIKE URBAN Wasserverteilung (WD) besteht aus den folgenden Modulen.

1.1.1 EPANET

Rohrströmungsmodul

Für die Berechnung von stationären und quasistationären Strömungen, Druckbedingungen und der Wasserqualität in Rohrleitungsnetzen setzt MIKE URBAN den weit verbreiteten und allgemein anerkannten, von der US EPA entwickelten „numerischen Rechenkern“ – EPANET 2.0 ein. Das von EPANET zum Lösen des Systems von Knoten- und Verbindungsgleichungen verwendete Verfahren ist als „Gradientenalgorithmus“ bekannt und besitzt mehrere attraktive Merkmale.

Erstens ist das zu lösende System linearer Gleichungen an jeder Iteration des Algorithmus dünn besetzt, symmetrisch und positiv definit. Dadurch wird die Anwendung hocheffizienter dünn besetzter Matrixtechniken für ihre Lösung möglich. Zweitens behält das Verfahren nach seiner ersten Iteration die Strömungskontinuität an allen Knoten bei. Und drittens kann es Pumpen und Ventile einfach handhaben ohne die Struktur der Gleichungsmatrix ändern zu müssen, wenn sich der Status dieser Komponenten ändert.

Die wichtigsten Features von MIKE URBAN Rohrströmung sind:

  • Analyse stationärer Zustände,
  • zeitveränderliche Analyse,
  • komplexe Steuerung.

Wasserqualitätsmodul

Die Wasserqualitätsanalyse wird zur Berechnung des Wasseralters, des Mischungsverhältnisses, des Verbleibs einer gelösten Substanz oder zur Bestimmung des Wachstums oder des Zerfalls einer Substanz angewendet. Der Lösungsalgorithmus für die Wasserqualität basiert auf dem effizienten zeitgesteuerten Lagrange-Verfahren.

Wasserqualitätsquellen werden zusätzlich zum Konzentrationsgrad durch die Zuflussmenge definiert. Massenströmungsreaktionen können mit der n-ten Rangordnungskinetik modelliert werden, Rohrwandreaktionen können entweder mit der Null- oder ersten Rangordnungskinetik modelliert werden, das Wachsen oder Zerfallen eines Wassergütebestandteiles kann bis zu einem limitierenden Potential modelliert werden und Rohrwandreaktionskoeffizienten können mit Rohrreibungskoeffizienten korreliert werden.

Die wichtigsten Eigenschaften von MIKE URBAN Wassergüte sind:

  • Analyse des Wasseralters,
  • Analyse der Chlorkonzentration,
  • Analyse der Ausbreitung und der Konzentration von Verunreinigungen.

1.1.2 Druckstoß

Der Druckstoßmodul simuliert die instationäre Strömung in einem Flüssigkeiten transportierenden Volldrucksystem. Das MIKE URBAN-Wasserdruckstoßmodul stellt ein kostengünstiges Mittel für Ingenieure zur Verfügung, die schnelle Antworten auf Fragen des schnellen Betriebes von Rohrleitungssystemen suchen. Der Wasserdruckstoßmodul basiert auf dem impliziten Schema höherer Ordnung, das die Kontinuitäts- und Impulsgleichung unter Anwendung des Differenzenverfahrens löst. Die Anfangsbedingungen werden unter Anwendung des auf stationärer Strömung basierenden Moduls MIKE URBAN EPANET modelliert.

Der Wasserdruckstoßmodul erlaubt folgende Modellierungen:

  • Anlaufen und Ausschalten von Pumpen,
  • Wasserdruckstoßschutz von Pumpstationen,
  • Stromausfälle.

1.1.3 WD-Werkzeuge

Löschwasseranalyse

Die Berechnung der Wasserverfügbarkeit für Brandschutzanforderungen ist eine der häufigsten Modellierungsaufgaben von Wasserversorgungsunternehmen. Der Löschwasseranalysemodul erlaubt die Berechnung des verfügbaren Durchflusses für den Bemessungsdruck oder die Berechnung des Restdruckes für den Bemessungsdurchfluss. Es gibt grundsätzlich zwei Wege zum Modellieren der Löschwassermenge:

  • Festlegen einer Bemessungslöschwassermenge und Berechnen des verfügbaren Löschwasserdrucks.
  • Festlegen eines Bemessungslöschwasserdrucks und Berechnen der verfügbaren Löschwassermenge.

Rohrreibungskalibrierung

Der Modul zur Rohrreibungskalibrierung stellt die Rohrreibungskoeffizienten automatisch ein, um sich bestmöglich realen Druckmessungen anzupassen und bestmöglich wiederzugeben, was gegenwärtig in Ihrem System geschieht. Sowohl englische als auch metrische Einheiten werden bei der Rohrreibungskalibrierung voll unterstützt. Rohrreibungskoeffizienten können für die Hazen-Williams-, Darcy-Weisbach (Colebrook-White)- oder Manning-Reibungsverlust-Gleichungen berechnet werden.

PID-Steuerung

Der PID (Proportional-Integral-Differential)-Steuerungsmodul stellt erweiterte Simulationsmöglichkeiten für die Echtzeitsteuerung von Wasserversorgungs- und Wasserverteilungssysteme zur Verfügung. Er erlaubt die Beschreibung verschiedener regelbarer Einrichtungen und macht die Definition von komplexen Operationslogiken für unabhängige Regler vollständig transparent und zeitsparend.

Die folgenden regelbaren Einrichtungen können spezifiziert werden:

  • Regelventil (PRV-Druckreduzierventil, PSV-Druckhalteventil, PBV-Druckunterbrecherventil, TCV-Drosselklappenventil, FCV-Durchflussregelventil).
  • Pumpe.

Drehzahlregelungssystem (VSD)

Eine einstellbare Pumpe kann während einer Simulation ihre Drehzahleinstellung verändern und/oder ihren Status in offen oder geschlossen ändern. Die VSD-Pumpenerweiterung erlaubt das Modellieren einer Pumpe, bei der die Drehzahl einer Pumpe automatisch durch das Programm eingestellt wird, um den Steuerungsknotendruck auf dem erforderlichen Niveau zu halten. Die VSD-Pumpenanwendung kann auch mit Hilfe des PID-Steuerungsmoduls modelliert werden.

Erweiterte komplexe Steuerungen

Bei komplexen Steuerungen können Verbindungsstatus und Einstellungen auf einer Kombination von Bedingungen basieren, die bei einer zeitveränderlichen Simulation im Netzwerk herrschen können. Um die Modellierung einer Reihe von Pumpen oder Ventilen auf effektive Weise zu ermöglichen, wurde zum Beispiel die komplexe EPANET-Steuerungssyntax durch Hinzufügen des Schlüsselwortes LIKE (WIE) erweitert.

1.2 Wenn Sie Hilfe benötigen

Anwendungsspezifische Hilfe für MIKE URBAN ist auf verschiedene Art und Weise möglich.

Abbildung 1.1 : Beispiel eines Dialogfeldes

Alle von MIKE URBAN angezeigten Dialogfelder, wie zum Beispiel das in Abbildung 1.1 gezeigte Dialogfeld, stellen eine kontextabhängige Hilfe zur Verfügung. Die Auswahl <F1> zeigt die kontextabhängige Hilfe an, wie es für das aktuelle Dialogfeld in Abbildung 1.2 gezeigt ist.

Abbildung 1.2 All of the dialog boxes displayed by MIKE URBAN Water Distribution provide context sensitive help

Mit der Auswahl Hilfe | Inhaltsangabe und Index, wie es in Abbildung 1.3 gezeigt ist, können Sie die Hilfe zu einer bestimmten Thematik aufklappen. Das Microsoft Windows-Hilfesystem umfasst einen breiten Zugangsbereich zu der Sammlung von Hilfsthemen, die dem Anwender ermöglichen, von einem Thema zum anderen zu navigieren.

Abbildung 1.3 The MIKE URBAN Help Menu

Statuszeile und Sprechblasenhilfe

Wenn Sie Ihren Cursor über Dateneingabefelder bewegen, listet die Statuszeile kontextabhängige, die aktuelle Dialogfelddateneingabe beschreibende Hilfen auf. Wenn Sie mit Ihrem Cursor über einer Dialogfeldbefehlsschaltfläche verweilen, wird eine aufgeklappte, kontextabhängige Sprechblasenhilfe angezeigt, die eine zusätzliche Beschreibung über die Befehlsschaltfläche zur Verfügung stellt.

1.3 Einleitung

Vertrautheit mit Microsoft Windows und ESRI ArcGIS kann das Erlernen dieser Anwendung beschleunigen. MIKE URBAN ist jedoch sehr leicht zu lernen und anzuwenden. Im Kapitel ÜBUNGEN auf Seite 317finden sich Anleitungen und Übungen, die Ihnen helfen, sich mit der Bedienung von MIKE URBAN vertraut zu machen.

Arbeitsbereich Benutzeroberfläche

Nach dem Starten von MIKE URBAN erscheint der Arbeitsbereich Benutzeroberfläche wie er in Abbildung 1.4 gezeigt ist. Dieser Dialog zeigt das MIKE URBAN-Menü an und zeigt alle aktivierten Werkzeugleisten, das Netzwerk-Browserfenster und andere aktivierte Fenster an.

Abbildung 1.4 : Die MIKE URBAN Benutzeroberfläche

Nachfolgend werden die Komponenten der Benutzeroberfläche von MIKE URBAN Wasserverteilung beschrieben:

Kartenfenster

Das Kartenfenster zeigt eine grafische Darstellung des Lageplans des Rohrnetzwerksystems. Die einzelnen Knoten, Rohre, Ventile, Pumpen, Behälter und Reservoire sind dargestellt. Mit dem Kartenfenster kann der Anwender das Rohrnetzwerksystem grafisch aufbauen.

Abbildung 1.5 : MIKE URBAN Wasserverteilung – Benutzeroberfläche - Kartenfenster

Mehrere Kartenfenster

Es können mehrere Kartenfenster angezeigt werden. Dadurch kann der Anwender verschiedene Zoomebenen und Anzeigeoptionen darstellen und die Analyseergebnisse konturieren und thematisch kartieren. Wenn der Anwender ein anderes als das aktive Kartenfenster auswählt, wird das automatische grafische Update und Wechseln der Anwendung ausgeführt.

Abbildung 1.6 : MIKE URBAN Wasserverteilung – Benutzeroberfläche - Mehrere Kartenfenster

Legende

Das Inhaltsverzeichnisfenster ist sowohl Navigations- als auch Konfigurationswerkzeug, das eine Ansicht des Rohrnetzwerkes einschließlich der Eigenschaften jedes einzelnen Layers (Ebene) definiert. Das Inhaltsverzeichnis listet alle Layer auf der Karte auf und zeigt die in jedem Layer repräsentierten Merkmale. Das neben jedem Layer liegende Markierungsfeld zeigt an, ob ein Layer aktuell auf der Karte gezeichnet ist oder nicht. Standardmäßig wird das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite des Kartenfensters angeordnet. Mit dem Inhaltsverzeichnis können Sie vorgegebene Layer von MIKE URBAN, wie Siedlungsentwässerung und Wasserverteilung, anzeigen und ausblenden.

Abbildung 1.7 : Mit dem Inhaltsverzeichnis können Sie die Ansicht im Kartenfenster definieren

Identifizieren

Wenn Sie Informationen über ein im Kartenfenster angezeigtes Merkmal wollen, können Sie das Identifizierungswerkzeug verwenden. Mit dem Identifizierungswerkzeug können Sie die Attribute ihrer Daten ansehen. Wenn Sie mit dem Identifizierungswerkzeug auf eine Position innerhalb eines Datenübertragungsblocks klicken, werden die Attribute der Daten an dieser Position angezeigt. Das Identifizierungswerkzeug ist der einfachste Weg, um etwas über eine Position in einer Karte zu erfahren. Um das Identifizierungsfenster anzuzeigen, wählen Sie View | Identify Results. Das Identifizierungsfenster wird, wie in Abbildung 1.8 dargestellt, angezeigt.

Abbildung 1.8 : Der Identifizierungs-Dialog

Ergebnis-Browser

Mit dem Ergebnis-Browser können Sie eine Netzwerkkomponente grafisch auswählen, indem Sie einfach mit der Maus auf diese klicken, wobei das Programm dann die Eingabeattribute und Analyseergebnisse dieser Komponente anzeigt. Auf diese Weise können Sie das Rohrnetzwerksystem auf der Komponentenebene (d.h. Rohr, Knoten, Ventil, Pumpe, Behälter und Reservoir) schnell prüfen, nachsehen, was für das Modell definiert ist und die berechneten Analyseergebnisse ermitteln. Die Auswahl eines Rohres aus dem Horizontalplanfenster zeigt im Ergebnis-Browser zum Beispiel den Durchmesser, die Länge, den Reibungskoeffizienten, Geschwindigkeit, Druckverlust und Durchflussgeschwindigkeit des Rohres an. Um das Ergebnis-Browser-Fenster anzuzeigen, wählen Sie View | Browser. Der Ergebnis-Browser wird, wie in Abbildung 1.9 dargestellt, angezeigt.

Abbildung 1.9 : Das Dialogfeld des Ergebnis-Browsers

Abbildung 1.9

Andockbare, frei bewegliche Werkzeugleisten

MIKE URBAN stellt verschiedene aufgabenspezifische Werkzeugleisten zur Verfügung, um die Effizienz für den Anwender zu erhöhen. Diese Werkzeugleisten können unterhalb der Menüleiste an einem der Ränder des Hauptfensters angedockt werden oder man lässt sie innerhalb oder außerhalb des Hauptfensters gleiten.

1.3.1 Programm-Menüs

Die MIKE URBAN-Programm-Menüs sind aus der Menüleiste des Hauptfensters von MIKE URBAN verfügbar, wie es in Abbildung 1.10 gezeigt ist. Wird eines dieser Menüs ausgewählt, wird ein Untermenü angezeigt aus dem Sie eine bestimmte auszuführende Anwendung auswählen können.

Abbildung 1.10 : Das MIKE URBAN-Hauptfenster

Die folgenden Unterabschnitte beschreiben allgemein die von den in Abbildung 1.10 dargestellten Menüs unterstützen Anwendungen:

Datei

Mit dem Datei-Menu können Sie MIKE URBAN-Projektdateien laden und speichern. Mit dem Datei-Menü können Sie andere Datendateien importieren und das Projekt exportieren. Dieses Menü wird auch benutzt, um zwischen Siedlungsentwässerungs- und Wasserverteilungsmodus umzuschalten.

Bearbeiten

Das Bearbeiten-Menu gewährt Zugang zu den Bearbeitungsfeatures von MIKE URBAN einschließlich Kopieren und Einfügen, mehrfaches Rückgängigmachen/Wiederholen und Finden von Befehlen. Das Menü wird auch verwendet, um das Bearbeiten von Projektdaten zu starten und zu stoppen.

Anlagen WD

Das Anlagen WD-Menu gewährt Zugang zu den Anlagennetzwerkkomponenten-Editoren. Mit diesen Editoren können Sie die den Anlagenteil des Wasserverteilungssystem bildenden Anlagenrohre, Hausanschlussleitungen, Hydranten, Zweigventile, Pumpstationen, Speicherbehälter und andere Daten bestimmen.

EPANET

Das EPANET- (Modell)-Menü gewährt Zugang zu den Netzwerkkomponenten-Editoren. Mit diesen Editoren können Sie die das Wasserverteilungssystem bildenden Knoten, Rohre, Ventile, Pumpen, Reservoire und Ventile bestimmen.

Ansicht

Das Ansicht-Menü gewährt Zugang zu den verschiedenen Kartenfensterdarstellungen einschließlich Grafikfenster, Profildarstellungsfenster und Zeitreihendarstellungsfenster.

Simulation

Das Simulationsmenü gewährt Zugang zu den Modellsimulationsfunktionen, wie Ausführen der Simulation, Laden der Simulationsergebnisse, Erzeugen von Statistiken und viele andere.

Werkzeuge

Das Werkzeug-Menü gewährt Zugang zu vielen der mit MIKE URBAN zur Verfügung gestellten leistungsstarken Werkzeuge.

Fenster

Das Fenster-Menü stellt Methoden zum Anordnen der dargestellten Fenster zur Verfügung.

Hilfe

Das Hilfe-Menü gewährt Zugang zur Online-Programmhilfe. Um das Aufklapp-Cursor-Menu anzuzeigen, drücken Sie die rechte Maustaste. Aus dem angezeigten Aufklapp-Cursor-Menü wählen sie einfach den Menübefehl, den Sie ausführen wollen.

1.4 Grundlagen

Die folgenden Unterabschnitte erläutern die Grundlagen der Anwendung von MIKE URBAN Wasserverteilung. Diese Unterabschnitte beschreiben die bei der Definition eines Wasserverteilungsmodells involvierten Schritte und welche Daten für die Modelldefinition erforderlich sind.

1.4.1 Definieren des Modells

Es ist generell effizienter, die für die Definition Ihres Netzwerkmodells benötigten Daten zu sammeln und zu organisieren, bevor Sie mit der Eingabe der Daten in MIKE URBAN Wasserverteilung beginnen.

MIKE URBAN Wasserverteilung sieht das Wasserverteilungsnetzwerk als eine Ansammlung von Verbindungen, die an ihren Endpunkten durch Knoten miteinander verbunden sind. Verbindungen und Knoten werden mit ID-Nummern gekennzeichnet und können in jeder Form angeordnet werden. Abbildung 1.11 zeigt ein Beispiel für ein Wasserverteilungsnetzwerk und seine entsprechenden Komponenten.

Abbildung 1.11 Netzwerkkomponenten, die ein typisches Wasserverteilungsmodell bilden

Für große Netzwerke kann es ein beträchtlicher Arbeitsaufwand sein, die Eingabedaten zum Definieren eines Rohrnetzwerkmodells zu sammeln. Auch das Eingeben dieser Eingabedaten in den Computer kann manchmal mühsam werden. Dieser Prozess kann durch mit der Dateneingabe eingeschleuste Fehler verlängert werden. Um die Fehlermöglichkeit zu reduzieren, wird die folgende Vorgehensweise für die Vorbereitung und Eingabe der Eingabedaten und Ausführen der Netzwerkanalyse empfohlen.

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1 Beschaffen Sie eine Karte oder erzeugen Sie eine schematische Zeichnung von dem zu modellierenden Rohrnetzwerk. Nummerieren Sie alle Rohre, Knoten und Steuerungskomponenten im Netzwerk. Diese Nummern werden dann von MIKE URBAN bei seiner Analyse als numerische ID oder Zeichenketten ID verwendet. Diese ID können verwendet werden, um Ihre Arbeit zu prüfen. Außerdem können Rohre, Knoten, Pumpen, Ventile, Speicherbehälter und alle anderen Netzwerkkomponenten zu Referenzzwecken mit Textbeschreibungen versehen werden.

2 Bereiten Sie die Eingabedaten für jedes Rohr und jeden Knoten vor. Die Daten für diese Komponenten sollten vollständig sein. Rohrdaten umfassen zum Beispiel die Rohrlänge, Durchmesser, Reibungskoeffizient und Verlustkoeffizient für jedes Rohr im Netzwerk. Wenn der Reibungskoeffizient nicht verfügbar ist, kann das Rohrmaterial und –alter verwendet werden, um einen Rauigkeitskoeffizientenwert mit Hilfe der von MIKE URBAN Wasserverteilung zur Verfügung gestellten Rauigkeitskoeffiziententabellen zu interpolieren. Knotendaten umfassen den Wasserbedarf und die Knotenhöhe für jeden Knoten im Netzwerk.

3 Wenn es Steuerungskomponenten im Netzwerk gibt, bereiten Sie die Eingabedaten für jede Komponente vor. Steuerungskomponenten umfassen Pumpen, Rückschlagventile, Regelventile, Druckunterstützer, Durchflusskontrollschieber und Speicherbehälter.

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4 Geben Sie die Eingabedaten, die das Netzwerkmodell definieren, mit Hilfe der Dateneingabedialogfelder von MIKE URBAN Wasserverteilung ein. Das Programm zeigt einen Fehler an, wenn ungültige Daten eingegeben werden. Diese unmittelbare Prüfung der Eingabedaten hilft, das Eindringen von Fehlern in das Rohrnetzwerkmodell zu verhindern.

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5 Nachdem die Eingabedaten eingegeben sind, kann MIKE URBAN Wasserverteilung eine vollständige Prüfung der Eingabedaten und eine geometrische Prüfung der Netzwerkverknüpfungen durchführen. Außerdem kann es eine Zusammenfassung der Eingabedaten drucken, so dass der Anwender die eingegebenen Daten prüfen kann. Viele der Eingabedatendialogfelder, wie die Dialogfelder des Knoten-Editors und des Rohr-Editors, können nebeneinander angeordnet sein, so dass der Anwender die Modellkonsistenz leichter prüfen kann.

6 Nachdem die Eingabedaten geprüft sind, kann das Rohrnetzwerk analysiert werden. Die Analyseergebnisse sollten sorgfältig geprüft werden, um sicher zu stellen, dass die Eingabedaten das Modell genau definieren und dass die Analyseergebnisse realistisch erscheinen. Von besonderer Bedeutung sind die Knotendrücke. Diese Werte sollten innerhalb eines realistischen Bereichs liegen.

7 Kalibrieren Sie das Netzwerkmodell, um sicherzustellen, dass die Analyse genaue Modellierungsergebnisse liefert. Weitere Informationen, wie Ihr Netzwerk zu kalibrieren ist, finden Sie in dem Abschnitt Modellkalibrierung auf Seite 296.

Aufbau komplexer Netzwerke

Zum Aufbau eines komplexen Rohrnetzwerkmodells beginnen Sie zuerst mit dem Aufbau einer vereinfachten Version des Netzwerkes. Lassen Sie zum Beispiel die Netzwerksteuerungskomponenten aus. Dann analysieren Sie das Netzwerk und prüfen nach, ob die Modellierungsergebnisse realistisch erscheinen. Wenn sie es sind, fügen Sie die Steuerungskomponenten zum Netzwerk hinzu.

Daten für Rauigkeitskoeffizienten

Um die Rohrrauigkeits- und Verlustkoeffizienten richtig einzustellen, so dass das erstellte Computermodellnetzwerk das aktuelle physische Rohrnetzwerk genau modelliert, sollten Sie eine Kalibrierung durchführen.

Die Rohrrauigkeit ändert sich jedoch mit dem Altern eines Rohrnetzwerkes infolge von Korrosion und Ablagerung. Im Stadium des Entwurfs eines Rohrnetzwerkes ist es wichtig zu wissen, wie das Alter die Rohrrauhigkeitskoeffizienten (Rohrreibungskoeffizienten) beeinflussen kann.

Daten zu Rauhigkeitskoeffizienten aus Lehrbüchern und Ingenieurhandbüchern können die dem Alter entsprechenden Rauhigkeitskoeffizienten nicht ausreichend genau wiedergeben. Im Allgemeinen können genaue, dem Alter entsprechende Rauhigkeitskoeffizienten vom Rohrhersteller erhalten werden. Ansonsten kann es notwendig sein, Laborversuche oder Feldmessungen durchzuführen, um diese Werte zu bestimmen.

1.4.2 Anforderungen an Eingabedaten

Das Erstellen eines Netzwerkmodells erfordert eine Vielzahl komplexer und miteinander verbundener Eingabedaten. Die zum Erstellen eines Rohrnetzwerkmodells erforderlichen Eingabedaten werden in diesem Abschnitt kategorisiert und beschrieben:

Projektdaten

Projektdaten sind allgemeine Daten zur Beschreibung des Rohrnetzmodells, wie Spezifikationseinstellungen für das Projekt und seine Ergebnisse.

Projektbeschreibungsdaten

Zu den Projektbeschreibungsdaten gehören allgemeine Einstellungen, wie Reibungsverlustformel, bei der Analyse verwendete Maßeinheiten und der Typ der durchzuführenden Analyse (d.h., stationär, zeitveränderlich, Wasserqualität usw.). Bei einer zeitveränderlichen Analyse geben diese Werte auch die Gesamtsimulationszeit und die Zeitschrittgröße vor.

Netzwerkdaten

Netzwerkdaten umfassen alle Komponenten, die das Netzwerkmodell bilden, wie Rohre und Knoten. Dieser Unterabschnitt listet alle Komponenten auf, die in einer stationären Analyse zum Einsatz kommen können.

Rohrdaten

Rohrdaten umfassen die körperlichen Eigenschaften jedes Rohres, wie Rohrlänge, Durchmesser, Rauhigkeitskoeffizient und Verlust infolge von Rohrarmaturen im Verlauf des Rohres. Darüber hinaus können Rückschlagventile in einem Rohr definiert werden, um den Rückfluss zu verhindern.

Die Rohrdaten stellen die Basisinformationen für die hydraulische Analyse zur Verfügung und sollten sorgfältig aufbereitet werden. Für jedes Rohr kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden. Weil Rohre mit den Wegen und Straßen verbunden sind, unter denen sie liegen, ist ein Rohr grundsätzlich durch seinen zugehörigen Straßennamen gekennzeichnet.

Knotendaten

Knotendaten beschreiben die physikalischen Eigenschaften jedes Knotens, wie externer Wasserbedarf und Knotenhöhe. Für jeden Knoten kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden. Knoten werden oft mit Namen gekennzeichnet, die in der Nähe liegenden Gebäuden entsprechen.

Reservoirdaten

Reservoirdaten bestimmen die Wasserspiegelhöhe des Reservoirs. Darüber hinaus kann für jedes Reservoir eine Textbeschreibung vorgegeben werden.

Speicherbehälterdaten

Speicherbehälterdaten umfassen die Minimal-, Maximal- und Anfangswasserspiegelhöhen für jeden Speicherbehälter. MIKE URBAN Wasserverteilung unterscheidet zwischen zylindrischen, rechteckigen und beliebigen Formen von Speicherbehältern. Die Geometrie eines zylindrischen Behälters kann durch seinen Durchmesser vollständig beschrieben werden, während rechteckige Behälter durch eine Breite und eine Länge definiert werden. Für jeden Speicherbehälter kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden.

Emitterdaten

Emitter sind mit Knoten verbundene Einrichtungen, die den Durchfluss durch eine Düse oder Öffnung definieren. In diesen Situationen ändert sich der Bedarf (d.h. die Durchflussgeschwindigkeit durch den Emitter) im Verhältnis zum potenzierten Druck am Knoten. Die Proportionalitätskonstante wird als „Abflussbeiwert” bezeichnet.

Für Düsen und Beregnungsköpfe ist der Exponent für den Druck 0,5 und der Hersteller gibt den Wert des Abflussbeiwertes normalerweise als die Durchflussgeschwindigkeit durch die Anlage in gpm bei einem Druckabfall von 1 psi an.

Emitter werden eingesetzt, um den Durchfluss durch Beregnungssysteme und Bewässerungsnetzwerke zu modellieren. Sie können auch zur Anwendung kommen, um ein Leck in einem mit dem Knoten verbundenen Rohr zu simulieren (wenn ein Abflussbeiwert und Druckexponent für den undichten Riss oder Verbindungsknoten bestimmt werden kann) und um einen Löschwasserstrom an dem Verbindungsknoten zu berechnen (bei einem minimalen Restdruck verfügbarer Durchfluss).

Pumpendaten

Pumpendaten werden durch die Auswahl von einem aus vier Pumpentypen definiert: konstante Leistung, Standardpumpenkennlinie, benutzerdefinierte Pumpenkennlinie ohne erweiterten Durchflussbereich oder benutzerdefinierte Pumpenkennlinie mit erweitertem Durchflussbereich.

Jeder dieser Pumpentypen erfordert spezielle Daten. Wenn eine Pumpe mit konstanter Leistung oder eine Pumpe mit konstanter Förderhöhe ist, wird die Pumpe durch die Leistungs- oder Förderhöheneinstellung beschrieben. Wenn eine Pumpe eine mit ihr verbundene Pumpenkurve hat, wird die Pumpe durch eine Pumpenkennlinie beschrieben, die aus der Förderhöhe und Fördermengenwerte besteht. Für jede Pumpe kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden.

Ventildaten

Ventildaten umfassen den Ventiltyp, die HGL-Einstellung des Ventils und den Bezugsknoten. In MIKE URBAN Wasserverteilung gibt es sechs Ventiltypen: Druckregelventile (PRV), Druckhalteventile (PSV), Druckunterbrecherventile (PBV), Durchflussregelventile (FCV), Drosselventile (TCV) und Universalventile (GPV). Mit dem GPV kann der Anwender die Druckverlust-Durchfluss-Beziehung durch das Ventil definieren. Die meisten Rohrnetzwerke verwenden Ventile, um Durchflussgeschwindigkeiten und Drücke zu regeln. Ventile haben großen Einfluss auf die Analyseergebnisse. Deshalb sollten Ventile sorgfältig definiert werden. Für jedes Ventil kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden. Ein Rückschlagventil wird nicht mit dem Ventildaten definiert, sondern wird mit den Rohrdaten definiert.

Verbrauchsdaten

Verbrauchsdaten umfassen den Knotenbedarf und Zeitprofile für zusätzliche Kategorien von Wassernutzern an einem Knoten sowie Bedarfszuweisungsdaten und Bedarfskoeffizienten. Weitere Informationen über die Erstellung des Knotenbedarfs sind in dem Abschnitt Bedarfsaufteilung auf Seite 45.

Zeitveränderliche Daten

Wenn eine zeitveränderliche Analyse durchzuführen ist, können zeitveränderliche Komponenten (dynamische Komponenten) wie Druckumschalter in das Rohrnetzwerk eingegeben werden.

Steuerungsdaten

Mit Steuerungsdaten können Rohr-, Pumpen- und Ventileinstellungen zu bestimmten Zeiten, oder wenn bestimmte Drücke oder Behälterwasserstände im Netzwerk erreicht sind, geändert werden. Für jede Steuerung kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden.

Wasserqualitätsdaten

Wenn eine Wasserqualitätsanalyse durchgeführt werden soll, sind spezielle Daten erforderlich.

Daten für punktförmigen Eintrag

Daten für den punktförmigen Eintrag umfassen das Reservoir, den Speicherbehälter oder den Knoten wo die Komponente (z.B. Chlor) in das Rohrnetzwerk eingeführt wird. Außerdem werden die Substanzverfallsgeschwindigkeit, das aktuelle Alter und die eingeführte Menge spezifiziert. Für jeden punktförmigen Eintrag kann eine Textbeschreibung vorgegeben werden.

Die Zerfalls-/Wachstumsgeschwindigkeit wird mit Hilfe von Wasserqualitätsreaktionsgleichungen definiert. MIKE URBAN Wasserverteilung kann entweder Massenströmungsreaktionen oder Reaktionen mit der Rohrwand modellieren. Massenströmungsreaktionen sind Reaktionen, die im Hauptstrom eines Rohres oder in einem Speicherbehälter auftreten, unbeeinflusst von allen Prozessen, die die Rohrwand einschließen. Rohrwandreaktionen sind Reaktionen, die das Rohrmaterial einschließen oder die nahe der Rohrwand außerhalb des Hauptstromes auftreten.

Löschwasserdaten

MIKE URBAN Wasserverteilung kann zum Durchführen einer Löschwasseranalyse für jeden Knoten innerhalb des Netzwerksystems eingesetzt werden. Lesen Sie bitte die Übungen zur Ausführung einer Löschwasseranalyse mit MIKE URBAN Wasserverteilung.

Druckstoßdaten

MIKE URBAN Wasserverteilung kann zum Durchführen einer Druckstoßanalyse für das Netzwerksystem eingesetzt werden. Zur ausführlichen Erörterung, wie eine Druckstoßanalyse mit MIKE URBAN Wasserverteilung durchzuführen ist, siehe Übung 11 – Druckstoßanalyse mit Druckbehälterr auf Seite 429 sowie das Kapitel „Druckstoßanalyse“.

1.5 Eingabe der Daten

Bei der Erstellung eines Wasserverteilungsmodells ist MIKE URBAN sehr flexibel. Der Anwender kann ein Modell von Null beginnend mit Hilfe einer Vielzahl von Eingabemethoden einschließlich Importieren von Datendateien aus einer GIS-Datenbank oder bereits bestehenden Wasserverteilungsmodellen, einer schematischen Zeichnung des Rohrnetzwerkes oder direkter Dateneingabe erstellen.

1.5.1 Interaktive Dateneingabe

MIKE URBAN ist so aufgebaut, dass die Erstellung eines Wasserverteilungsmodells durch das Bereitstellen einer Vielzahl interaktiver Eingabemethoden leicht und flexibel ist. Ein Anwender kann zum Beispiel ein bestehendes Wasserverteilungsnetzwerk grafisch auf eine eingescannte Luftbildkarte übertragen. Oder der Anwender kann das Rohrnetzwerksystem manuell durch interaktive Netzwerkkomponenten-Editoren des Programms festlegen. Und alle diese Methoden können simultan mit den anderen verwendet werden, so dass beim Definieren des Netzwerksystems eine komplette Flexibilität möglich ist. Das setzt sich in größere Produktivität für den Anwender um.

Die meisten zum Beschreiben eines Wasserverteilungsmodells verwendeten Daten werden mit Hilfe interaktiver Dialogfelder definiert, von denen eines als Beispiel in Abbildung 1.12 gezeigt ist. Mit diesen Dialogfeldern kann der Anwender schnell verstehen, welche Dateneingabeerfordernisse notwendig sind, um das Modell zu definieren.

Abbildung 1.12 : Dieses interaktive Dialogfeld illustriert die Dateneingabe zur Definition eines Wasserverteilungsnetzwerkes

Die Dateneingabeerfordernisse, die verfügbaren Methoden zum Beschreiben dieser Daten und die zur Eingabe verwendeten Dialogfelder von MIKE URBAN Wasserverteilung werden ausführlich im Kapitel Beschreibung der EPANET-EINGABE auf Seite 61 beschrieben.

1.5.2 Grafische Eingabe

Wie im vorhergehenden Abschnitt erläutert wurde, können Sie Daten mit MIKE URBAN interaktiv mit Hilfe interaktiver Dialogfelder in das Rohrnetzwerk eingeben. Auf diese Weise können sie ein Modell schnell definieren, wenn eine schematische Zeichnung des Rohrnetzwerkes nicht verfügbar ist oder wenn die Erstellung einer schematischen Zeichnung zu teuer oder zu zeitaufwendig zu entwerfen ist. Eine leistungsstarke Fähigkeit von MIKE URBAN besteht jedoch darin, dass der Anwender das Rohrnetzwerkmodell grafisch durch einfaches Hinzeigen und Anklicken mit einer Maus erstellen kann. Dieser grafische Entwurf eines Rohrnetzwerkes ist in Abbildung 1.13 dargestellt.

Abbildung 1.13

Abbildung 1.13 : Mit MIKE URBAN kann der Anwender ein Rohrnetzwerkmodell durch einfaches Hinzeigen und Anklicken interaktiv erarbeiten, um Komponenten hinzu zu fügen und das Wasserverteilungsnetzwerk zu erstellen

Mit Hilfe der Werkzeuge in der Komponenten-Werkzeugleiste kann der Anwender zum Beispiel das Werkzeug für die Knotenkomponente (Symbol für das Hinzufügen von Knoten) auswählen und dann den Knoten im Kartenfenster interaktiv anordnen und platzieren. Im Kartenfenster kann ein Hintergrundluftbild angezeigt werden, um die Platzierung der Netzwerkkomponenten zu unterstützen. Während der Anwender den Cursor im Kartenfenster bewegt, wird in der Statuszeile unten im Programm eine genaue X-, Y-Lage angezeigt.

Um eine Netzwerkkomponente zu löschen, kann das Werkzeug zur Auswahl von Komponenten interaktive benutzt werden, um Netzwerkelemente auszuwählen. Beachten Sie, dass Sie das Löschen von Elementen nicht rückgängig machen können.

1.5.3 Importieren grafischer Daten

Mit MIKE URBAN können Sie Netzwerkdaten, wie ESRI-Shapedateien, DWG-, DGN- und DXF-Dateien sowie Rasterbilder (wie eingescannte Viereck-Karten oder Luftbilder) importieren und sie als Hintergrundebene im Kartenfenster anzeigen. Dieses ermöglicht Ihnen den Import einer grafischen Hintergrundebene, um den Entwurf des Rohrnetzwerkes zu erleichtern. Sie können auch eine DXF-Datei importieren, die das Netzwerk repräsentierende Linien und Polygone enthält, und MIKE URBAN konvertiert diese Linien und Polygone in äquivalente Rohrleitungen.

Um einen Layer grafisch zu importieren, wählen Sie das Werkzeug „Insert Layer“. MIKE URBAN zeigt dann das Dialogfeld an, wie es in Abbildung 1.14 gezeigt ist. Wählen Sie den zu importierenden Layer aus und wählen Sie dann <Add>.

Abbildung 1.14 Das „Insert Layer“-Dialogfeld gibt Unterstützung zum Einfügen von Layern

Ausblenden und Anzeigen von grafischen Daten

Sobald die grafischen Dateien importiert sind und als eine Hintergrundebene angezeigt werden, kann es notwendig sein, diese Ebene oder andere Ebenen auszublenden (oder anzuzeigen). Um dieses auszuführen, wählen Sie Ansicht | Inhaltsverzeichnis. Dadurch wird das Inhaltsverzeichnis- Dialogfeld angezeigt, wie es in Abbildung 1.7 dargestellt ist. Mit diesem Dialogfeld können Sie prüfen, welche Ebenen zur Ansicht im Horizontalansichtsfenster zur Verfügung stehen. Wählen Sie die auszublendende (oder anzuzeigende) Ebene aus und wählen dann <Schließen>. MIKE URBAN aktualisiert dann die Anzeige.

1.6 Bedarfsbearbeitung

MIKE URBAN Wasserverteilung stellt dem Anwender eine breite Auswahl von für die Netzwerkbedarfsbearbeitung geeigneten Werkzeugen zur Verfügung, einschließlich Bedarfsdefinition für einzelne Knoten, Bedarfsüberlagerung, Tagesbedarfsganglinien, automatische Bedarfsaufteilung auf der Grundlage von Knoten- und Rohrbedarfskoeffizienten und Wiederverwendung des Kundeninformationssystems.

1.6.1 Bedarfsaufteilung

Die Zuweisung von Bedarfsdaten kann bei großen Netzwerken eine sehr mühsame Arbeit sein. Da der Gesamtbedarf für eine bestimmte Netzwerkdruckzone oder für das gesamte Netzwerksystem oft bekannt ist, stellt MIKE URBAN Wasserverteilung die Möglichkeit zur Verfügung, diesen Gesamtbedarf auf die anwendbaren Knoten aufzuteilen.

Das Dialogfeld für die Bedarfsaufteilung, wie es in Abbildung 1.15 gezeigt ist, wird zum automatischen Aufteilen des Bedarfs an den entsprechenden Knoten verwendet. Man gelangt durch Auswahl von EPANET | Bedarfsaufteilung zum Dialogfeld für die Bedarfsaufteilung.

Rohrbedarfskoeffizienten

MIKE URBAN berechnet den Wasserbedarf für jeden Knoten im Netzwerksystem auf der Basis des Gesamtnetzwerkbedarfs mit Hilfe von zwei Methoden: Die Methode der Rohrlängen und die Methode der zwei Koeffizienten. Dieses ist beim Übertragen des Knotenwasserbedarfs für ein großes Netzwerk nützlich, da die Software den Gesamtnetzwerkbedarf basierend auf einer dieser beiden Methoden automatisch zuteilt. Diese Methoden werden verwendet, um die Menge des aktuellen Bedarfs in einem Rohr basierend auf der Rohrlänge oder einem vorgegebenen Bedarfskoeffizienten zu simulieren.

Abbildung 1.15 : Das Dialogfeld für die Bedarfsaufteilung berechnet den Bedarf an jedem Knoten basierend auf dem Gesamtbedarf in einer Druckzone oder im gesamten Netzwerksystem

Eine ausführliche Beschreibung zur Bedarfsaufteilung mit MIKE URBAN Wasserverteilung finden Sie in Übung 8 – Bedarfsaufteilung und Druckzonen auf Seite 411.

METHODE DER ZWEI KOEFFIZIENTEN oder METHODE DER REDUZIERTEN ROHRLÄNGEN oder METHODE ÄQUIVALENTER ROHRLÄNGEN

Mit MIKE URBAN kann der Anwender den Knotenwasserbedarf auf der Basis des Gesamtnetzwerkbedarfs mit Hilfe von zwei Methoden berechnen: die Methode der Rohrlängen und die Methode der zwei Koeffizienten. Mit dieser Optionsfeldgruppe kann der Anwender die anzuwendende Methode auswählen.

Bei Auswahl von BEDARFSKOEFFIZIENTEN 1 UND 2 berechnet MIKE URBAN den auf jedes Rohr (das dann zwischen Anfangs- und Endknoten aufgeteilt wird) übertragenen Gesamtwasserbedarf als:

Bei Auswahl von ROHRLÄNGE UND BEDARFSKOEFFIZIENT 1 berechnet MIKE URBAN den auf jedes Rohr (das dann zwischen Anfangs- und Endknoten aufgeteilt wird) übertragenen Gesamtwasserbedarf als:

Bei Auswahl von ROHRLÄNGE UND ROHRUMFANG berechnet MIKE URBAN den auf jedes Rohr (das dann zwischen Anfangs- und Endknoten aufgeteilt wird) übertragenen Gesamtwasserbedarf als:

Hierin sind:

qpi = Auf das zwischen den beiden Endknoten aufgeteilte Rohr bezogener Gesamtwasserbedarf.

Q = Wasser des gesamten Netzwerkes

li = Rohrlänge

k1i, k2i = Rohrbedarfskoeffizient

Knotenbedarfskoeffizienten

Mit dem Knotenbedarfskoeffizienten können Sie für jeden Knoten den Anteil am Gesamtnetzwerkbedarf bestimmen, der von jenem Knoten eingenommen wird. Der Gesamtnetzwerkbedarf wird dann mit der Bedarfsaufteilungsfunktion auf die entsprechenden Knoten verteilt.

GLEICHMÄßIGE KNOTENBEDARFSAUFTEILUNG (optional)

Mit diesem Markierungsfeld können Sie den Netzwerk- (oder Zonen-) Bedarf gleichmäßig auf jeden Knoten innerhalb der Zone oder dem Netzwerk aufteilen.

Bei Auswahl der gleichwertigen Knotenbedarfsaufteilung wird der Knotenbedarf berechnet als:

Hierin sind:

Q = Gesamtnetzwerkwasserbedarf (oder Zonenbedarf)

qni = berechneter Bedarf an jedem Knoten

N = Mit der ausgewählten Zone oder einem Gesamtnetzwerk gezählte Knoten.

KNOTENBEDARFSAUFTEILUNG

Bei Auswahl der Methode der Knotenbedarfskoeffizienten berechnet MIKE URBAN den auf jeden Knoten übertragenen Gesamtwasserbedarf:

Hierin sind:

qi = Knotenbedarf

Qt = Gesamtnetzwerkbedarf

Ci = Bedarfskoeffizient

Erstellen von Rohrbedarfskoeffizienten

Es gibt viele Wege zum Erstellen von Rohrbedarfskoeffizienten. In der Regel entsprechen Rohrbedarfskoeffizienten der berechneten Wassermenge in einem bestimmten Rohr, die die genaueste Datenquelle für die Methode der zwei Koeffizienten ist. Alternativ kann die Anzahl der Anwohner eingegeben werden. Wenn solche Daten nicht verfügbar sind, ist es auch möglich, Rohre durch den Wohntypen (Einfamilienhäuser, Gewerbegebiet, Stadtzentrum) zu klassifizieren und diese Klassifikation bei der Rohrlängenmethode anzuwenden.

In Fällen, in denen der Knotenbedarf aus Kundeninformationssystemen abgefragt wird, ist es möglich, die Rohrbedarfskoeffizienten in Form des aggregierten Bedarfs für Straßen oder gezählter Grundstücke zu berechnen.

Anzahl Grundstücke

Der Rohrbedarfskoeffizient wird von der X-, Y-Position der gezählten Grundstücke abgeleitet. Um die X-, Y-Position eines Punktattributes für den Geocodierungsprozess zu nutzen, ist es notwendig, eine Datenbankdatei, wie DBase, DBF, Microsoft Access oder MDB zu erzeugen, in der X, Y und andere Attribute gespeichert sind, oder eine X-, Y-Position für jeden Punkt zum Beispiel in ArcGIS zu erzeugen. Verwenden Sie Importieren von Eigenschaften von MIKE URBAN, um jene Daten in den Bedarfszuweisungseditor zu importieren.

Beispiel: Der Rohrbedarfskoeffizient COEFF1 wurde aus den X-, Y-Punkten (Bedarfsgrundstücke) aktualisiert (aggregiert), die für jeden entsprechenden Bedarfszuweisungspunkt ebenfalls im Horizontalansichtsfenster angezeigt werden.

Abbildung 1.16 : Die Bedarfskoeffizienten (dargestellt durch Kreise) werden dem nächstliegenden Rohr innerhalb des im Bedarfszuweisungsdialog definierten Schnappradius zugeordnet

Akkumulierte Straßenbedarfs-Polygone

In einigen Fällen ist es möglich, Straßen erfassende Polygone zu erzeugen und den aggregierten Bedarf auf sie zu übertragen. Diese Lösung geht von der Annahme aus, dass jede im Modell enthaltene Straße ihr entsprechendes Polygon in ArcGIS hat und der Name einer Straße in der Modelldatenbank zusammen mit ihrem Rechnungsbedarfswert aus der Rechnungsdatenbank enthalten ist.

Abbildung 1.17

Abbildung 1.17 : Zum Erfassen von Straßen erzeugte Polygone

Bedarfszuweisung

Der Knotenbedarf kann entweder im Knoten-Editor für jeden einzelnen Knoten oder im Bedarfsüberlagerungseditor editiert werden, in dem der Anwender alle Bedarfsüberlagerungen anzeigen und editieren kann. Darüber hinaus stellt MIKE URBAN einen anderen Weg zum Erstellen des Knotenbedarfs zur Verfügung, der auf der Geocodierung der Verbrauchsdaten auf die entsprechenden Knoten oder Rohre und Verbinden ihrer Sollbedarfswerte mit dem Knotenbedarf beruht. Dadurch kann der Bedarfserstellungsprozess vereinfacht werden und Sie können zum Beispiel Verbrauchsdaten aus den Verbrauchsdaten-Datenbankensystemen importieren und sie basierend auf ihren geografischen X- und Y-Koordinaten geokodieren.

Eine ausführliche Beschreibung zur Durchführung einer Bedarfszuweisung mit MIKE URBAN Wasserverteilung finden Sie in der Übung 10 - Bedarfszuweisung auf Seite 423.

Bearbeiten des Bedarfs und Bedarfsszenarios

Zusätzlich zur automatischen Bedarfsbearbeitung kann der Knotenbedarf innerhalb des Knoten-Editors und/oder im Bedarfsüberlagerungseditor individuell bearbeitet werden. Jeder Knoten kann eine unbegrenzte Anzahl an Bedarf haben und jeder Bedarf kann mit seiner Tageskurve verknüpft sein. Für weitere Einzelheiten siehe Knoten-Editor und Bedarfsüberlagerungseditor.

Globales Editieren

Mit Hilfe des Feldrechner-Werkzeuges kann den Knotenbedarf verändert werden. Auf diese Weise können Sie den Teil des Netzwerkes auswählen und den Knotenbedarf zum Beispiel um 20 % erhöhen. Um dieses auszuführen, öffnen Sie den Bedarfsüberlagerungseditor, wählen die Spalte Bedarf und wählen Feldrechner aus dem mit der rechten Maustaste zugänglichen Aufklappmenü. Definieren Sie die folgende Anweisung:

DEMAND=DEMAND * 1.2

Um den mit der spezifischen Tagesganglinie verbundenen Knotenbedarf zu erhöhen, verwenden Sie folgende Anweisung:

DEMAND=DEMAND * 1.2 where PATTERN =P1

Ein bequemer Weg zur Handhabung unterschiedlicher Szenarien ist es, den Gesamtnetzwerkbedarf im Bedarfsaufteilungsdialog zu verändern und den Knotenbedarf durch Neuaufteilen eines anderen Gesamtverbrauchs zu erhöhen oder zu erniedrigen.

1.7 Durchführen einer Berechnung

Sobald Sie ein Wasserverteilungsmodell mit den Eingangsgrößen definiert haben, ist alles für Sie bereit, um eine Analyse durchzuführen. Die folgenden Arbeiten sind notwendig, um eine Analyse durchzuführen.

Zuerst müssen Sie das Modell durch die Software auf Fehler untersuchen lassen. MIKE URBAN enthält ein Projektprüfungs-Werkzeug, das die zur Definition eines EPANET-Modells verwendeten Daten überprüft.

Zweitens können Sie, nachdem das Programm das Modell auf Fehler überprüft hat, die hydraulische EPANET-Netzwerkanalyse durchführen. Das EPANET-Netzwerkanalyseprogramm liest die Eingabedaten und berechnet dann die Durchflussgeschwindigkeiten, Drücke und Wasserqualität für das vorgegebene Rohrnetzwerk. Die folgenden Abschnitte erläutern die Aufgaben im Einzelnen.

1.7.1 Ausführen der Analyse

Wenn das Projektprüfungs-Werkzeug das Modell erfolgreich auf potentielle Probleme geprüft hat, ist alles für Sie bereit, um eine Analyse des Wasserverteilungsnetzwerkmodells durchzuführen. Um die Analyse auszuführen, wählen Sie Simulation | Simulation ausführen, wie es in Abbildung 1.18 gezeigt ist.

Abbildung 1.18 : Der „Simulation ausführen“ - Dialog wird verwendet, um Simulationstypen für die Analyse des Wasserverteilungsnetzwerkes auszuwählen

Nach der Fertigstellung der Analyse berichtet das Programm über die Gesamtzahl der während der Analyse erzeugten Warnhinweise und ob die Analyse mit einem Fehler endete. Sie können sich dann die Analyseergebnisse ansehen. Wenn die Analyse mit einem Fehler endete oder wenn die Warnhinweise ernst sind, können Sie die entsprechenden Korrekturen an den Eingabedaten vornehmen.

1.8 Ansicht der Analysenergebnisse

Wenn die Analyse erfolgreich durchgeführt wurde, können die Analyseergebnisse dargestellt werden. Um die berechneten Analyseergebnisse zu laden, wählen Sie Modellergebnisse | Laden Simulationsergebnisse. MIKE URBAN lädt dann die berechneten Analyseergebnisse.

Die Wasserverteilungsanalysenergebnisse werden in eine Datenausgabedatei mit dem gleichen Dateinamen (jedoch mit einer RES-Dateiendung) wie die Eingabedatendatei geschrieben. Zusätzlich zu den EPANET-Standardanalyseergebnissen kann MIKE URBAN die Datenausgabeergebnisse in einer Ergebnistabelle darstellen, anwenderspezifische Ausgabedatenberichte und viele verschiedene grafische Darstellungen der Analyseergebnisse erzeugen. Die folgenden Abschnitte beschreiben diese Möglichkeiten.

1.8.1 Vergleichen alternativer Lösungen

MIKE URBAN kann mehrere Analyseergebnisdateien für ein Netzwerk anzeigen. Um zwei Analyseergebnisdateien für ein Netzwerk zu vergleichen (zum Beispiel, um Gestaltungsalternativen für das gleiche Netzwerk zu vergleichen), kann MIKE URBAN die beiden Analyseergebnisdateien voneinander subtrahieren. MIKE URBAN zeigt dann die Differenz zwischen diesen beiden Analyseergebnissen sowohl für die Knoten- als auch für die Rohrwerte (wie Knotendruck, hydraulische Ganglinie, Wasserqualität, Bedarf, Durchfluss, Geschwindigkeit und hydraulischer Druckverlust) an. Die Ergebnisdifferenz kann im gleichen Format wie die Standardanalyseergebnisse angezeigt werden.

Um zwei Analyseergebnisdateien zu subtrahieren, wählen Sie Modell-ergebnisse | Ergebnisvergleich. Beachten Sie, dass es nur dann möglich ist, zwei Analyseergebnisdateien zu subtrahieren, wenn die Anzahl der Knoten, Rohre und Zeitschritte (wenn eine zeitveränderliche Simulation durchgeführt wird) gleich sind. Die folgenden Vergleiche können durchgeführt werden.

Unterschiedlicher Bedarf

Der Netzwerkbedarf kann unterschiedlich sein (z.B. Vergleich eines Werktages und Wochenendtages) oder der lokale Knotenbedarf kann ansteigen (z.B. Simulieren des Löschwasserbedarfs oder höherer Bedarf als der vom ursprünglichen Generalplan vorhergesagte Bedarf).

Unterschiedliche Rohrrauigkeit

Die Modellkalibrierung erfordert viele Änderungen der Rohrrauigkeitskoeffizienten. Das Rohralter kann ebenfalls modelliert werden (wobei sich die Rohrrauigkeit infolge der Alterung erhöht).

Unterschiedliche Pumpenszenarios

Es können unterschiedliche Pumpenbetriebsplan-Szenarios verglichen werden. Eine Netzwerkoptimierung kann auf das Reduzieren des Pumpens gestützt werden, um Geld für die Energieversorgung von Pumpstationen zu sparen. Durch Darstellen der ursprünglichen und verbesserten Netzwerkergebnisse ist leicht zu zeigen, dass der neue Netzwerkpumpenbetriebsplan mit weniger Pumpen und/oder Pumpen mit mehr Schwachlastzeiten die gleichen Kriterien (Durchfluss- und Druckanforderungen) erfüllt.

Wirkung von Druckregelventilen

Das Vermindern des maximalen Druckes im Netzwerk hat den positiven Effekt des Verringerns des Wasserverlustes an Rohr-, Pumpen- und Ventilverbindungen. Die Optimierung der Einstellungen von Druckregelventilen (PRVs) kann manchmal eine Hauptaufgabe der Netzwerkoptimierung sein. Die Anzeige der Druckdifferenzen zwischen dem ursprünglichen und dem optimierten Netzwerk gibt einen guten Überblick über potentielle Wasserverluste.

Wasserqualitätsparameter

Mit der Modellierung verschiedener Wasserqualitätsszenarios (wie zum Beispiel unterschiedliche Muster der Nachchlorung aus Zusatzstationen zur Wasserbehandlung im Netz) kann der Anwender schnell die Wasserqualität für das Netzwerk prüfen.

Bei der Subtraktion der beiden Analyseergebnisdateien bedeutet ein positives Ergebnis, dass die erste Analyseergebnisdatei einen größeren Wert als die zweite Analyseergebnisdatei hat.

1.8.2 Ansicht der EPANET-Analysenergebnisse

Wenn EPANET seine Analyse des Wasserverteilungsnetzwerkes durchführt, erzeugt es zwei ASCII-Ausgabedateien, eine Ausgabedatei in Kurzfassung und eine vollständige Ausgabedatei. Die Ausgabedatei in Kurzfassung enthält eine kurze Beschreibung der Analyseergebnisse. Die vollständige Ausgabedatei enthält zusätzlich zu den Inhalten der Ausgabedatei in Kurzfassung die Ausgabeergebnisse für jede Komponente im Wasserverteilungsnetzwerk.

Um die EPANET-Kurzfassungsergebnisse anzusehen, öffnen Sie die .SUM-Datei zum Beispiel mit Hilfe von Notepad, oder wählen Sie Kurzfassung aus dem Dialog „Simulation ausführen“.

1.8.3 Ergebnis-Browserfenster

Mit dem Ergebnis-Browserfenster können Sie jede Netzwerkkomponente grafisch im Kartenfenster auswählen, indem Sie diese einfach mit der Maus anklicken, wobei das Programm dann die Eingabeattribute und Analyseergebnisse dieser Komponente anzeigt. Auf diese Weise können Sie das Rohrnetzwerksystem auf der Komponentenebene (d.h., Rohr, Knoten, Ventil, Pumpe, Behälter und Reservoir) schnell überprüfen, prüfen, was für das Modell definiert ist und die berechneten Analyseergebnisse feststellen.

Die Auswahl eines Rohrs aus dem Kartenfenster zeigt zum Beispiel im Browserfenster den Durchmesser, die Länge, den Rauhigkeitskoeffizienten, den Verlustkoeffizienten, den Reaktionsgeschwindigkeitskoeffizienten, den Offen/Geschlossen-Status und die Durchflussgeschwindigkeit für das Rohr an.

1.8.4 Ergebnistabelle

Mit der Ergebnistabelle können Sie die tabellarische Liste der Analyseergebnisse für Knoten, Behälter, Rohre, Pumpen und Ventile anzeigen. Es ist möglich, die Ergebnisse für alle Elemente oder für den Auswahlsatz anzuzeigen. Der Auswahlsatz kann auf der Grundlage der Vorschriften (Zwangsbedingungen) definiert werden, wie „Druck unterhalb 15“, „Geschwindigkeit über 1,5“ und ähnliches. Es ist auch möglich, die Tabellenergebnisse für grafisch aus dem Kartenfenster ausgewählte Knoten und Leitungen anzuzeigen.

1.8.5 Thematische Kartierung

Mit dem Kartenfenster können Sie die Analyseergebnisse direkt auf den Rohrnetzplan grafisch dargestellt werden. Um eine Ebene im Kartenfenster hinzuzufügen, wählen Sie Modellergebnisse | Hinzufügen einer Ergebnisebene und nehmen den ausgewählten Ergebniseintrag, wie zum Beispiel Leitung: Durchfluss aus der Liste auf.

Der Anwender kann die meisten Anzeigeoptionen ändern. Im Kartenfenster ist das vollständige thematische Kartieren der Analyseergebnisse verfügbar, einschließlich Knotenhöhe, HGL, Druck, Bedarf und alle Stoffe, die die Wasserqualität bestimmen. Auf diese Weise können Sie die Modellierungsergebnisse schnell interpretieren und mögliche Problembereiche ermitteln. Außerdem können oberhalb der Rohre Strömungsrichtungspfeile eingezeichnet werden, um für jeden Zeitschritt die Strömungsrichtung anzuzeigen. Darüber hinaus stellt MIKE URBAN die automatische Farbkennzeichnung von Rohren und Knoten auf der Grundlage einer Eingabe- oder Ausgabeeigenschaft zur Verfügung, wodurch die Farbkennzeichnung des Netzwerkes auf der Grundlage der Rohrgrößen, Durchflussraten, Geschwindigkeiten, Druckverluste, Knotendrücke, des Knotenbedarfs, der HGL, der Höhen, des Wasseralters, der prozentualen Eintragskontributionen, Wasserqualitätskonzentrationen und anderer Attribute. Es können Zahlenbereiche für Farben angegeben werden. Rohre können außerdem mit variabler Breite und Knoten mit variablem Radius eingezeichnet werden, so dass Sie schnell jene Bereiche des Netzwerkes bestimmen können, die den größten Durchfluss, Druckverlust, die höchste Stoffkonzentration usw. haben.

Die der Leitungsausrichtung, Rohrneigung und/oder Strömungsrichtung entsprechenden Pfeile können mit der ausgewählten Größe gezeichnet werden. Für alle Elemente oder nur für ausgewählte Elemente können die Knoten- und Leitungskennsätze angezeigt werden. Auf diese Weise ist es möglich, die Kennsätze nur für gefilterte Knoten und Rohre, für Knoten und Rohre entlang eines speziellen Profils oder eines Durchflussweges, für individuell ausgewählte Knoten usw., anzuzeigen. Dieses ist insbesondere dann nützlich, wenn Ergebnisse für verschiedene Elemente auf der Karte angezeigt werden sollen. Die Werte für den Rohrdurchmesser und die Rohrlänge können zusammen mit dem Vorsatz angezeigt werden.

Mehrere Kartenfenster

Beachten Sie, dass mehrere Instanzen des Kartenfensters angezeigt werden können. Dadurch kann der Anwender verschiedene Zoomebenen und Anzeigeoptionen darstellen und die Analyseergebnisse konturieren und thematisch kartieren. Um ein anderes Kartenfenster zu öffnen, wählen Sie Fenster | Neues Fenster. Das Inhaltsverzeichnis ändert seinen Inhalt automatisch gemäß dem aktuellen Kartenfenster.

1.8.6 Profildarstellungen

Mit Profildarstellungen können Sie die Analyseergebnisse entlang einer Rohrleitungsstrecke grafisch darstellen. Um eine Profildarstellung anzuzeigen, muss zuerst aus der Rohrnetzwerk-Horizontalkarte ein Profilverlauf definiert werden. Wenn der Profilverlauf definiert und die Profildarstellung angezeigt wurde, kann der Verlauf für spätere Wiederverwendung gespeichert werden.

Mit Profildarstellungen können Sie die Analyseergebnisse entlang beliebiger Rohrleitungsstrecken grafisch darstellen. Profildarstellungen können zwei separate Vertikalachsen haben, um das Darstellen von Variablen aus zwei separaten Einheitsfamilien, wie Durchfluss und Druck, zu ermöglichen. Profildarstellungen können entlang jeder anwenderspezifischen Route gezeichnet werden. Profildarstellungen können als Liniendiagramm. Balkendiagramm oder gemischt erzeugt werden – nebst vollständiger anwenderspezifischer Diagrammanpassung. Profildarstellungen können beispielsweise mit einer Begrenzungslinie gezeichnet werden, um die während einer Langzeitsimulation erreichten minimalen und maximalen Werte anzuzeigen.

1.8.7 Zeitreihendarstellungen

Mit Zeitreihendarstellungen können Sie die Analyseergebnisse für jedes Netzwerkelement für eine zeitveränderliche Simulation grafisch darstellen. Für die verschiedenen Netzwerkelemente, wie Rohrströmung, Geschwindigkeit, Druckverlust, Knotenbedarf, Druck, HGL, Wasseralter, Stoffkonzentration, Pumpenbetriebskennlinie, Behälterwasserspiegel, Gesamt- und Netzsystembedarf usw. können mehrere Zeitreihendarstellungen erzeugt werden.

1.8.8 Leitungs-Q-H-Darstellungen

Um die Q-H-Beziehung für eine ausgewählte Leitung für eine zeitveränderliche Simulation darzustellen, können Zeitreihenstreudiagramme verwendet werden.

1.8.9 Hydranten-Q-H-Darstellungen

Mit den Q-H-Darstellungen können Sie die Feuerlöschanalyseergebnisse (Berechnen Hydrantenganglinie) für einen Feuerlöschhydrantenknoten grafisch darstellen.

1.8.10 Aktueller Pumpenbetrieb-Q-H-Punkt

Für jede Pumpe kann die Position der aktuellen Betriebspunkte für eine zeitveränderliche Simulation dargestellt werden. Um diese Darstellungen anzuzeigen, laden Sie die Simulationsergebnisse, öffnen Sie den Pumpeneditor und zeigen die Darstellung an.

1.8.11 Überprüfung für Rohre und Knoten

Es ist möglich, Rohre zu ermitteln, bei denen sich die Strömungsrichtung während der hydraulischen Simulation geändert hat. Das gleiche Werkzeug kann auch zum Ermitteln von Leitungen oder Knoten eingesetzt werden, bei denen sich die Ergebnisse (Drücke zum Beispiel) mehr als durch einen Grenzwert vorgegeben geändert haben.

1.8.12 Animation

MIKE URBAN erzeugt sowohl für Horizontaldarstellungen als auch für Profildarstellungen automatisch Animationen von zeitveränderlichen Simulationen. Animationen zeigen Werte, die sich für zeitveränderliche Simulationen in Bezug auf die Zeit ändern. Um das Animationsdialogfeld zu öffnen, wählen Sie aus dem Modellergebnismenü „Animieren“. Beachten Sie, dass entweder ein Kartenfenster oder eine andere Darstellung angezeigt werden muss. Wir empfehlen außerdem, die Optionen für die animierte Darstellung in Farbe oder als Rangkodierung einzustellen, um bessere Ergebnisse zu erhalten.

Siehe das Modellmanagerhandbuch für weitere Informationen über die Darstellung von Simulationsergebnissen.

1.8.13 EPANET - Fehler und Warnungen

Um während der stationären oder der zeitveränderlichen Simulation erzeugte EPANET-Meldungen zu Fehlern und Warnungen anzuzeigen, wählen Sie Modellergebnisse | EPANET Fehler und Warnungen.

Mit dem Dialogfeld „EPANET Fehler und Warnungen“ können Sie die Fehler- und Warnmeldungen aus der von EPANET erzeugten .SUM-Datei lesen und diese Informationen in datenbankartiger Form speichern. Alle Meldungen werden entsprechend ihrem Typ klassifiziert, so dass zum Beispiel mit Pumpen verbundene Fehler oder Warnungen oder Fehler oder Warnungen für eine bestimmte Zeitebene oder für ein Modellelement herausgefiltert werden können.

Abbildung 1.19 : Das Dialogfeld „EPANET Fehler und Warnungen“ wird verwendet, um Simulationsmeldungen zu bearbeiten

Es folgt eine Liste der Datenfelder im Dialog EPANET Fehler und Warnungen für Abbildung 1.19 mit einer kurzen Beschreibung für jede Eingabe:

MELDUNGSTYP

Dieses Listenfeld klassifiziert die Fehler- und Warnmeldungen, wie z.B. FCV, Pumpe, Rohr, negative Drücke, unausgeglichenes System und ähnliches.

ELEMENT ID

Diese Dateneingabe enthält die Modellelement ID, sofern anwendbar.

ELEMENTTYP

Diese Dateneingabe enthält den Modellelementtyp, sofern anwendbar, wie Knoten, Behälter, Rohre, Pumpen oder Ventile.

MELDUNG

Dieses ist die vom EPANET-Rechenkern erzeugte Fehler- oder Warnmeldung.

SIMULATIONSZEIT

Die Simulationszeit der Fehler- und Warnmeldung ist sowohl im [Tage:Std:Min:Sek] Format als auch als Anzahl der seit dem Simulationsstart vergangenen Sekunden verfügbar.

BEFEHLE

Es ist möglich, eine Auswahl zu treffen oder alle Meldungen auszuwählen und die entsprechenden Netzwerkelemente auf der Karte zu markieren; es ist möglich, die Auswahl durch das Attributdialogfeld zu öffnen und Meldungen basierend auf ihrem Typ, der Simulationszeit, der Modellelementidentifikation oder eines Typs herauszufiltern. Es kann außerdem ein Bericht auf HTM-Basis erzeugt werden.

1.8.14 Speichern der Ergebnisse in derDatenbank

Es ist möglich, die gesamten Modellergebnisse (für alle Zeitschritte) und für den ausgewählten Teil des Netzwerkes in der Datenbank zu speichern. Das ist vorteilhaft, wenn Sie Microsoft ACCESS- oder EXCEL-Werkzeuge zur Analyse der Modellergebnisse anwenden wollen oder zum Einsatz anwenderdefinierter Werkzeuge für die zusätzliche Ergebnisbearbeitung. Um die Modellergebnisse in der Datenbank zu speichern, laden Sie die Simulationsergebnisse in MIKE URBAN und wählen die Knoten und Verbindungsglieder aus, die Sie für das Speichern der Simulationsergebnisse in der Datenbank nutzen wollen. Sie können auch alle Knoten und Verbindungsglieder speichern, wenn Sie nicht die Auswahlgruppe verwenden.

mikeurban/handbuch/wd01_anwendung.txt · Zuletzt geändert: 2013/09/20 14:38 (Externe Bearbeitung)